
Kohlsorten im Überblick – Vielfalt für den Selbstversorgergarten
Kohl – ein bodenständiges Gemüse mit erstaunlicher Vielfalt und überraschendem Potenzial. In Zeiten, in denen Regionalität, Saisonalität und Selbstversorgung immer wichtiger werden, erlebt der Kohl eine echte Renaissance. Ob knackig im Salat, deftig im Eintopf oder fermentiert als Sauerkraut – kaum ein Gemüse ist so wandelbar und dabei so pflegeleicht im Anbau. Für Selbstversorger ist Kohl ein unverzichtbarer Bestandteil im Gartenjahr, denn er liefert nicht nur reichlich Ernte, sondern auch wertvolle Vitamine und Mineralstoffe – und das fast ganzjährig.
Kohlvielfalt entdecken – Übersicht der wichtigsten Kohlsorten
Die Welt des Kohls ist größer als viele denken. Von klassischen Sorten bis hin zu exotischeren Varianten – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei:
Blumenkohl
Hell und fein im Geschmack – beliebt in der Küche und gut geeignet für kreative Gerichte.
- 'Odysseus': Früh reif, kompakter Kopf, reinweiß, guter Geschmack
- 'Romanesco': Grüngelbe, spitz zulaufende Röschen, milder nussiger Geschmack.
Brokkoli
Vitaminreich und schnellwachsend. Sowohl der Haupttrieb als auch Seitentriebe sind essbar.
- 'Calabrese': Klassische Sorte mit großem Mittelkopf.
- 'Santee': Spargelbrokkoli mit violett getönten Röschen, gut für Herbstanbau geeignet.
Chinakohl
Mild, saftig und leicht verdaulich – besonders beliebt in der asiatischen Küche.
- 'Granaat': mittelfrüh, kompakt, feiner Geschmack, gut lagerfähig.
- 'Optiko': hoher Ertrag mit gutem Fruchtgeschmack.
Grünkohl
Ein klassisches Wintergemüse, das nach dem ersten Frost süßer wird. Ideal für Eintöpfe oder als Chips.
- 'Westfälischer Winter': Klassische, winterharte Sorte, hoher Ertrag nach Frost.
- 'Redbor': Dekorativ mit lila Färbung, sehr aromatisch und kältetolerant.
Kohlrabi
Zarte Knolle mit mildem Geschmack, schnell wachsend und auch roh ein Genuss.
- 'Azur Star': Violette Schale, zartes Fleisch, früh reifend.
- 'Superschmelz': Sehr große Knollen, platzfest, lange Standzeit.
Pak Choi
Ein asiatischer Blätterkohl, schnell wachsend und ideal für Wokgerichte.
- 'Joi Choi F1': Weiße Stiele, dunkelgrüne Blätter, schossfest.
- 'Red Choi': Rötliche Blätter, zarter Geschmack, ideal für Wokgerichte oder Salat.
Rotkohl
Mit seiner kräftigen Farbe und dem leicht süßlichen Geschmack ist Rotkohl ein echtes Winterhighlight. Reich an Anthocyanen und sehr gesund.
- 'Marner Lagerrot': Dunkelrot, sehr lange lagerfähig, aromatisch.
- 'Rodima': Kompakt wachsend, späte Ernte, intensives Rot.
Rosenkohl
Kleine Röschen mit viel Geschmack – besonders aromatisch nach Frost. Eignet sich für Beilagen und Ofengerichte.
- 'Idemar': mittelfrüh, besonders zart, mittelhoher Wuchs.
- 'Groninger': hoch wachsend, spät reifend, kleine, feste Röschen mit hervorragendem Geschmack.
Schwarzkohl (Palmkohl)
Mediterran anmutend, dekorativ und sehr aromatisch. Ideal für Grünkohl-Alternativen.
- 'Nero di Toscana': Längliche dunkelgrüne Blätter, aromatisch, verträgt leichten Frost.
- ' Black Magic': Frosthart, geeignet für Hochbeete und Kübel. Junge Blätter sind perfekt für Salat.
Spitzkohl
Die zarte Variante des Weißkohls – ideal für frische Salate und leichte Gerichte.
'Caraflex': geeignet für die Ernte im Sommer und Herbst, zarter Geschmack, kegelförmiger Kopf.
'Erstling': Klein, besonders früh erntereif, für frischen Verzehr.
Weißkohl
Der klassische Weißkohl ist vielseitig verwendbar – als Sauerkraut, Salat oder gekocht. Er bildet große, feste Köpfe und überzeugt durch gute Lagerfähigkeit.
- 'Filderkraut': Spitzer Kopf, zart und saftig, besonders geeignet für Sauerkraut.
- 'Brunswijker': Spät reifend, großer runder Kopf, sehr gut lagerfähig.
Wirsing
Er besticht durch seine gekräuselten Blätter und sein mildes Aroma. Zart und vielseitig, ideal für Rouladen oder Eintöpfe.
- 'Vertus 2': Großer, flacher Kopf, mittelfrüh, zarte Blätter.
Anbau und Pflege – So gelingt der Kohl im eigenen Garten
Kohl zählt zu den sogenannten Starkzehrern. Das bedeutet, er benötigt eine nährstoffreiche Umgebung, um kräftig zu wachsen und gesunde, schmackhafte Köpfe oder Röschen auszubilden. Ein lockerer, tiefgründiger und humusreicher Boden ist dafür ideal. Bereits vor der Pflanzung sollte die Anbaufläche gut vorbereitet und mit reifem Kompost oder organischem Dünger wie Hornspänen oder Mist versorgt werden.
Der ideale Standort für Kohl ist sonnig bis halbschattig, mit guter Luftzirkulation, um Pilzkrankheiten vorzubeugen. Staunässe sollte vermieden werden, da sie zu Wurzelfäule führen kann. Eine ausgewogene Bodenfeuchte ist entscheidend – Kohl mag es konstant feucht, aber nicht nass.
Die Aussaat beginnt – je nach Sorte – ab Februar oder März im Haus oder Gewächshaus zur Vorkultur. Ab April bis Mai können viele Sorten auch direkt ins Freiland gesät oder ausgepflanzt werden. Wichtig sind ausreichende Pflanzabstände, die sich je nach Art unterscheiden. Größere Sorten wie Weiß- oder Rotkohl benötigen 40–60 cm Abstand, kleinere wie Kohlrabi oder Pak Choi kommen mit 25–30 cm aus.
Mulchen mit Stroh, Rasenschnitt oder Laub hilft, die Bodenfeuchte zu halten und das Unkrautwachstum zu hemmen. Zusätzlich schützt es das Bodenleben und verbessert langfristig die Bodenstruktur. Regelmäßiges Gießen – besonders in Trockenphasen – ist unerlässlich. Dabei sollte lieber selten, aber durchdringend gegossen werden.
Ein weiterer zentraler Punkt im Kohlanbau ist die Fruchtfolge. Da Kohl zur Familie der Kreuzblütler gehört, sollte er nur alle drei bis vier Jahre auf derselben Fläche angebaut werden, um die Ansammlung krankheitsfördernder Bodenorganismen zu vermeiden. Mischkultur ist besonders empfehlenswert: Kohl verträgt sich gut mit Sellerie, Bohnen, Kartoffeln, Tomaten oder Salat. Weniger geeignet sind direkte Nachbarn wie andere Kreuzblütler (z. B. Senf oder Raps), Erdbeeren, Zwiebeln und Knoblauch.
Regelmäßige Kontrollen auf Schädlinge wie den Kohlweißling oder Erdflöhe und entsprechende Schutzmaßnahmen wie Kulturschutznetze sind besonders in der Jungpflanzenphase sinnvoll. Auch das Anhäufeln – also das leichte Bedecken des unteren Stängels mit Erde – kann die Standfestigkeit verbessern und das Wurzelwachstum fördern.
Mit der richtigen Vorbereitung und Pflege ist der Anbau von Kohl im eigenen Garten nicht nur lohnend, sondern auch ein spannendes gärtnerisches Erlebnis – vom ersten Keimblatt bis zur kräftigen, erntereifen Pflanze.
Kohl auf Balkon und Terrasse anbauen
Auch ohne eigenen Garten muss niemand auf frischen Kohl verzichten. Viele Kohlsorten lassen sich problemlos in großen Pflanzgefäßen auf Balkon oder Terrasse kultivieren. Besonders gut eignen sich kompakt wachsende Arten wie Kohlrabi, Pak Choi oder Mini-Blumenkohl, da sie weniger Platz beanspruchen und eine schnellere Kulturdauer haben.
Die Wahl des Pflanzgefäßes ist entscheidend: Es sollte mindestens 10 bis 15 Liter Erde fassen und über eine gute Drainage verfügen, um Staunässe zu vermeiden. Pflanzkübel aus Ton oder Holz eignen sich besonders gut, da sie Temperaturunterschiede besser ausgleichen als Kunststoffbehälter. Verwende hochwertige, nährstoffreiche Gemüseerde, die mit Kompost oder organischem Langzeitdünger angereichert werden kann.
Ein sonniger bis halbschattiger Platz ist ideal. Kohl braucht Licht für ein gesundes Wachstum, verträgt aber auch kurzzeitige Schattenphasen gut. Regelmäßiges, gleichmäßiges Gießen ist auf Balkon und Terrasse besonders wichtig, da die Erde in Gefäßen schneller austrocknet. Eine wöchentliche Düngung mit organischem Flüssigdünger unterstützt das Wachstum zusätzlich.
Auch hier lohnt sich der Einsatz von Kulturschutznetzen gegen Schädlinge – besonders, wenn in der Nähe andere Gärten oder Balkonpflanzen stehen. Auf engem Raum ist die Kontrolle und Pflege besonders leicht umzusetzen, was den Balkon- oder Terrassenanbau gerade für Einsteiger attraktiv macht.
Wer kreativ werden will, kann Kohlpflanzen mit essbaren Blüten, Kräutern oder rankenden Gemüsen kombinieren – das spart Platz und sieht zudem wunderschön aus. Pak Choi neben Ringelblumen, Kohlrabi unter Basilikum oder Blumenkohl mit Kapuzinerkresse bieten sowohl kulinarisch als auch optisch ein Highlight. So wird selbst der kleinste Balkon zur üppigen Mini-Oase mit frischem, selbst gezogenem Kohlgenuss.
Kohl im Jahreslauf – Ernte, Lagerung und Verwendung
Die Erntezeit von Kohl variiert stark je nach Sorte und Anbaumethode. Frühkohl wie Spitzkohl oder Kohlrabi kann bereits ab Mai oder Juni geerntet werden, während späte Lagerkohlarten wie Weißkohl, Rotkohl oder Rosenkohl bis in den November hinein auf dem Beet bleiben können. Grünkohl entfaltet sein volles Aroma sogar erst nach dem ersten Frost und kann über den gesamten Winter hinweg beerntet werden – je nach Witterung bis in den Februar hinein.
Für eine optimale Lagerfähigkeit ist der richtige Erntezeitpunkt entscheidend. Die Köpfe sollten fest, gesund und vollständig ausgereift sein. Bei der Ernte empfiehlt sich die Verwendung eines scharfen Messers, um die Pflanze knapp über dem Boden abzuschneiden. Das äußere Laub kann entfernt oder zur Isolierung bei der Lagerung mitverwendet werden.
Zur Lagerung eignet sich ein kühler, dunkler und gut belüfteter Raum – idealerweise ein Erdkeller oder eine frostfreie Garage. Weiß- und Rotkohl lassen sich bei optimalen Bedingungen mehrere Monate lagern. Grünkohl und Rosenkohl können teilweise auch direkt auf dem Beet überwintern, wenn kein starker Frost droht.
Eine besonders nachhaltige und gesunde Möglichkeit der Haltbarmachung ist die Fermentation. Dabei werden zerkleinerte Kohlblätter mit Salz vermischt und in Gläsern oder Gärgefäßen luftdicht verschlossen. Schon nach wenigen Tagen beginnt der natürliche Gärprozess, der Milchsäurebakterien aktiviert. So entstehen klassische Spezialitäten wie Sauerkraut oder Kimchi – reich an probiotischen Kulturen, die die Darmgesundheit fördern und das Immunsystem stärken.
Auch in der Küche zeigt sich Kohl von seiner vielseitigen Seite: Frischer Spitzkohl schmeckt roh als feiner Krautsalat oder kurz in der Pfanne geschwenkt. Grünkohl eignet sich für deftige Wintergerichte, als Suppeneinlage oder modern interpretiert als knusprige Ofenchips. Blumenkohl und Brokkoli lassen sich röschenweise dünsten, überbacken oder zu cremigen Suppen verarbeiten. Pak Choi macht sich hervorragend im Wok oder als zarte Gemüsebeilage.
Herausforderungen beim Kohlanbau
Wie jedes Gartengemüse bringt auch der Anbau von Kohl seine eigenen Herausforderungen mit sich. Besonders häufig treten Schädlinge und Krankheiten auf, die bei falscher Standortwahl oder mangelnder Pflege rasch zum Problem werden können.
Ein typischer Schädling ist der Kohlweißling, ein unscheinbarer Schmetterling, dessen Raupen großen Schaden anrichten können. Sie fressen sich durch die Blätter und hinterlassen Löcher und Kotspuren. Eine regelmäßige Kontrolle der Blattunterseiten sowie das frühzeitige Ablesen der Raupen sind hier entscheidend. Besonders wirkungsvoll ist das Abdecken der Pflanzen mit feinmaschigen Kulturschutznetzen, die verhindern, dass die Falter ihre Eier ablegen können.
Erdflöhe treten meist im Frühsommer auf und verursachen kleine, rundliche Fraßlöcher in jungen Blättern. Diese winzigen Käfer sind sehr mobil und besonders bei trockenem Wetter aktiv. Abhilfe schafft es den Boden feucht zu halten, regelmäßiges Mulchen sowie der Anbau in Mischkultur – etwa mit stark duftenden Kräutern wie Thymian oder Dill.
Eine besonders gefürchtete Krankheit ist die Kohlhernie, eine bodenbürtige Pilzinfektion, die zu knolligen Verdickungen an den Wurzeln und anschließendem Wachstumsstillstand führt. Befallene Pflanzen sind nicht mehr zu retten. Um einer Ausbreitung vorzubeugen, sollten keine Kreuzblütler für mindestens 5–7 Jahre an dieser Stelle angebaut werden. Ein gut durchlüfteter, kalkhaltiger Boden mit stabilem pH-Wert (zwischen 6,5 und 7) kann das Risiko deutlich verringern.
Auch Schnecken, Blattläuse und gelegentlich Wanzen können den jungen Pflanzen zusetzen. Regelmäßige Gartenrundgänge, das Entfernen von befallenen Blättern und der Einsatz von natürlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln – etwa Neemöl, Brennnesselbrühe oder Knoblauchtee – sind einfache, aber effektive Maßnahmen.
Nicht zu unterschätzen ist zudem die Bodenpflege: Ein gut vorbereiteter, lockerer Boden mit ausgewogenem Nährstoffgehalt bildet die Grundlage für gesunde Pflanzen. Staunässe sollte vermieden, der Boden aber stets feucht gehalten werden. Eine ausgewogene Düngung, vor allem mit Kompost und organischen Zusätzen, stärkt die Widerstandskraft der Pflanzen gegen Krankheiten und Stress.
Wer auf diese Punkte achtet, kann den Großteil möglicher Probleme von vornherein vermeiden. Frühzeitiges Erkennen und konsequentes Handeln sind dabei entscheidend – denn mit gesunden Pflanzen wird der Kohlanbau im eigenen Garten zur wahren Freude.
Fazit
Kohl ist ein echtes Multitalent im Selbstversorgergarten: ertragreich, gesund, lagerfähig und kulinarisch vielfältig. Wer verschiedene Sorten anbaut, kann nahezu das ganze Jahr über frischen oder haltbar gemachten Kohl genießen – ob direkt vom Beet, aus dem Topf auf dem Balkon oder aus dem Vorratskeller.
Die große Sortenvielfalt, von robusten Lagerkohlarten bis hin zu zarten Blätterkohlen, ermöglicht individuelle Anbau- und Verwendungsmöglichkeiten für jede Gartengröße und jeden Geschmack. Besonders lohnenswert ist der Blick auf alte und regionale Sorten, die nicht nur geschmacklich überraschen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Sortenvielfalt und Erhaltung traditioneller Kulturpflanzen leisten.
Mit etwas Planung und Pflege wird Kohl zu einer tragenden Säule der Selbstversorgung – nährstoffreich, vielseitig und stets aufs Neue faszinierend.