
Kürbissorten entdecken – Vielfalt für Garten und Küche
Wenn im Herbst die Tage kürzer werden und die Felder in leuchtenden Orangetönen erstrahlen, ist die Zeit der Kürbisse gekommen. Der Kürbis, einst Grundnahrungsmittel und heute wiederentdeckt als Symbol für saisonale Vielfalt, ist mehr als nur ein Herbstbote. Er ist Ausdruck von Fülle, Ernte und dem Kreislauf des Gartenjahres.
Kaum ein anderes Gewächs verkörpert diesen Reichtum so sehr wie der Kürbis. Seine unzähligen Farben – von zartem Cremeweiß über sonniges Gelb bis hin zu tiefem Dunkelgrün – seine faszinierenden Formen und seine kulinarische Vielseitigkeit machen ihn zum Liebling aller Selbstversorger*innen. Vom kleinen Zierkürbis bis zum metergroßen Riesenkürbis bietet er nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich eine enorme Bandbreite.
Doch Kürbis ist nicht gleich Kürbis: Hinter dem Sammelbegriff verbergen sich botanisch gesehen gleich mehrere Arten, deren Sortenvielfalt sich in der Küche ebenso wie im Beet entfaltet. Manche gedeihen in milden Regionen, andere trotzen kühleren Lagen. Einige eignen sich hervorragend zur Lagerung über den Winter, andere sind frisch zu genießen.
In diesem Beitrag laden wir dazu ein, die faszinierende Welt der Kürbisse zu entdecken – von traditionsreichen, alten Sorten mit Geschichte bis hin zu farbenfrohen Zierkürbissen, die jedes herbstliche Arrangement veredeln.
Kürbisarten im Überblick
Kürbisse gehören zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Besonders im Hausgarten sind vier Hauptarten verbreitet, die jeweils zahlreiche interessante Sorten mit eigenen Eigenschaften hervorbringen:
Cucurbita pepo
Diese Art ist besonders vielfältig und umfasst neben Zucchini auch viele Speise- und Zierkürbisse.
- Jack O’Lantern: Der klassische Halloween-Kürbis mit orangener Schale, perfekt zum Schnitzen. Essbar, aber eher faserig im Geschmack.
- Patisson: Auch "Ufo-Kürbis" genannt, überzeugt durch seine dekorative Form und zarten Geschmack. Ideal zum Füllen und Backen.
- Spaghetti-Kürbis: Nach dem Garen zerfällt sein Fruchtfleisch in spaghettiähnliche Fäden. Eine beliebte Low-Carb-Alternative zur Pasta.
Cucurbita maxima
Diese Art bringt besonders große und fleischige Früchte hervor, die sich hervorragend für die Küche und zur Lagerung eignen.
- Bischofsmütze: Auffällig durch ihre turbanartige Form. Das Fruchtfleisch ist fest, leicht süßlich – eignet sich gut zum Backen und Füllen.
- Hokkaido: Klein, rund, orange und mit essbarer Schale. Nussiges Aroma, vielseitig in der Küche einsetzbar.
- Roter Zentner: Ein klassischer Speisekürbis mit sehr großem Fruchtkörper und mildem Geschmack. Ideal für Suppe oder Mus.
Cucurbita moschata
Diese wärmeliebende Art stammt ursprünglich aus Mittelamerika und ist für ihre aromatischen Früchte bekannt.
- Butternut: Birnenförmig, hellbeige und mit süßlich-nussigem Aroma. Sehr wenig Kerne, daher viel Fruchtfleisch. Ideal für Püree und Ofengerichte.
- Muskat de Provence: Großer gerippter Kürbis mit dunkelgrüner bis orangebrauner Schale. Stark aromatisch, gut lagerfähig – ein Klassiker in der französischen Küche.
- Tromboncino d'Albenga: Eine lange, gebogene, kletternde Sorte mit feinem Geschmack, die jung geerntet werden sollte. Die Blüten sind essbar und können gefüllt oder im Salat zubereitet werden.
Lagenaria siceraria
Der sogenannte Flaschenkürbis hat in Europa hauptsächlich eine dekorative oder handwerkliche Bedeutung.
- Kalebasse: Nach dem Trocknen eignet sich diese Sorte ideal zur Herstellung von Gefäßen, Musikinstrumenten oder Vogelhäusern.
- Schlangenkürbis: Besonders lange und gebogene Früchte, die in jungen Zustand in der Küche verwendet werden können. Reif allerdings nur noch als Dekoration geeignet.
Jede dieser Arten bringt nicht nur Vielfalt ins Beet, sondern eröffnet durch ihre unterschiedlichen Eigenschaften auch zahlreiche Möglichkeiten für Küche, Lagerung und Dekoration.
Zierkürbisse – Farbenfrohe Schmuckstücke
Zierkürbisse sind die heimlichen Stars jeder Herbstdekoration. Ob warzig, glatt, rund, geflammt oder sternförmig – die gestalterische Vielfalt scheint grenzenlos. In der Regel stammen sie aus der Art Cucurbita pepo, wurden jedoch gezielt auf besondere Form- und Farbmerkmale hin gezüchtet.
Einige beliebte Sorten im Überblick:
- Autumn Wings: Eine besonders auffällige Sorte mit bizarr geformten Früchten, die an Flügel erinnern. Die Farben reichen von Cremeweiß über Gelb bis zu Dunkelgrün – häufig alles auf einer Frucht kombiniert. Besonders beliebt in herbstlichen Tischgestecken.
- Crown of Thorns: Dieser Zierkürbis fällt durch seine sternförmige, dornige Form auf. Die Früchte sind meist zweifarbig, mit kontrastreicher Zeichnung. Sehr dekorativ, aber nicht essbar.
- Mini Turk’s Turban: Eine Miniaturvariante der bekannten Bischofsmütze, mit leuchtenden Orange- und Grüntönen. Ideal für kleine Arrangements oder als Platzdeko.
- Daisy Gourd: Kleine, flache Kürbisse mit gelben und grünen Streifen, oft mit welligem Rand. Erinnert in der Form an eine Blüte und eignet sich perfekt für natürliche Dekorationen.
- Pear Bicolor: Glatt und birnenförmig mit einem kräftigen Farbkontrast von Grün zu Gelb.
Im Garten lassen sich Zierkürbisse ebenso unkompliziert wie ihre essbaren Verwandten anbauen. Sie wachsen buschig oder rankend, je nach Sorte, und lieben warme, nährstoffreiche Standorte mit guter Wasserversorgung. Ein sonniger Platz und regelmäßige Düngergaben fördern eine reiche Ernte.
Die Erntezeit beginnt im September und kann sich bis in den späten Oktober ziehen. Geerntet wird, wenn die Schale hart und der Stiel verholzt ist. Danach sollten die Früchte an einem luftigen, trockenen Ort nachtrocknen, bevor sie zur Dekoration verwendet werden.
Wichtig: Zierkürbisse sind in der Regel nicht zum Verzehr geeignet. Sie enthalten giftige Bitterstoffe (Cucurbitacine), die auch durch Kochen nicht zerstört werden. Bereits geringe Mengen können zu gesundheitlichen Problemen führen. Wer also dekorative und essbare Sorten anbaut, sollte auf genügend Abstand achten, um unerwünschte Kreuzungen zu vermeiden. Eine bewährte Praxis ist es, Zierkürbisse in einem separaten Gartenbereich zu kultivieren.
Alte und seltene Kürbissorten
In Zeiten der Monokultur und des globalen Saatguthandels geraten viele alte Nutzpflanzen in Vergessenheit. Dabei sind es gerade diese Sorten, die mit einzigartigen Aromen, robuster Widerstandsfähigkeit und regionaler Anpassungsfähigkeit punkten. Alte Kürbissorten bergen einen wahren Schatz für den Selbstversorgergarten, denn sie verbinden Tradition mit kulinarischer Vielfalt.
Einige bemerkenswerte Sorten im Porträt:
- Galeux d’Eysines: Dieser französische Kürbis fällt sofort durch seine warzige, mit korkartigen Auswüchsen übersäte, rosa Schale auf, die an Erdnüsse erinnert. Das Fruchtfleisch ist zart orange, cremig und schmeckt süßlich. Besonders gut geeignet für Suppen, Pürees oder zum Backen. Trotz seiner ungewöhnlichen Optik ist er ein echter Gourmet-Kürbis.
- Musquée de Provence: Eine echte Spezialität aus Südfrankreich. Die schweren, stark gerippten Früchte reifen von grün zu einem tiefen Bronzeton und verströmen mediterranes Flair. Das Fruchtfleisch ist fest, orangefarben, süßlich-nussig im Geschmack und sehr gut lagerfähig. Besonders beliebt für Ofengerichte, Quiches und Gratins.
- Long Island Cheese: Ein flachrunder, cremefarbener Kürbis aus den USA mit glatter, fester Schale. Die Sorte erhielt ihren Namen aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit einem Käselaib. Sie punktet mit trockenem, süßem Fruchtfleisch, das sich hervorragend für Pasteten, Kuchen und Suppen eignet. Ein Geheimtipp für Hobbybäcker.
- Black Futsu: Diese japanische Sorte reift von dunklem Grün zu einem rauchigen Grau-Braun und bildet dabei eine leicht warzige Schale aus. Das Fruchtfleisch ist leuchtend orange, fest und besonders süß. Hervorragend zum Grillen, Braten oder für asiatisch inspirierte Gerichte. Zudem sehr dekorativ und gut lagerbar.
- Marina di Chioggia: Eine traditionelle italienische Sorte mit bizarrem Aussehen – grünlich-blau, stark warzig und schwer. Das tieforange Fruchtfleisch ist dicht und süß. Eine Delikatesse für Gnocchi, Ravioli-Füllungen oder Risotto.
Diese alten Sorten sind mehr als nostalgische Relikte – sie stehen für Vielfalt, Geschmack und Anpassungsfähigkeit. Bezugsquellen für solche Raritäten sind spezialisierte Saatgutbetriebe, Saatgutbörsen oder Initiativen wie der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN).
Wer alte Sorten auswählt, trägt aktiv zur genetischen Vielfalt im Garten bei und unterstützt die Erhaltung wertvollen Kulturguts. Gleichzeitig erschließt man sich kulinarische Welten, die in keinem Supermarktregal zu finden sind.
Kürbisse im Selbstversorgergarten
Der Kürbis ist wie gemacht für Selbstversorger. Seine Wüchsigkeit, Ertragssicherheit und die lange Lagerfähigkeit machen ihn zum Alleskönner im Gartenjahr. Mit etwas Planung und Pflege liefert er über Monate hinweg schmackhafte und vielseitig einsetzbare Früchte.
Aussaat & Standort: Kürbisse sind wärmeliebende Pflanzen, die empfindlich auf Kälte reagieren. Eine Vorkultur auf der Fensterbank oder im Gewächshaus ab Mitte April bringt einen entscheidenden Wachstumsvorsprung. Die Jungpflanzen dürfen erst nach den Eisheiligen, also ab Mitte Mai, ins Freiland gesetzt werden. Der ideale Standort ist sonnig, windgeschützt und humusreich. Kürbisse sind Starkzehrer, daher freuen sie sich über reichlich Kompost, reifen Mist oder organischen Langzeitdünger im Pflanzloch.
Pflanzabstand & Pflege: Je nach Wuchsform brauchen Kürbisse ausreichend Platz. Buschige Sorten wie Hokkaido benötigen etwa 1–1,5 m², rankende Riesen wie Muskatkürbis oder Roter Zentner können mehrere Quadratmeter beanspruchen. Eine Mulchschicht aus Stroh oder Rasenschnitt schützt den Boden vor Austrocknung und reduziert den Unkrautdruck. Wichtig: gleichmäßige Wasserversorgung ist essenziell für gutes Wachstum und die Fruchtbildung.
Mischkultur: Besonders bewährt hat sich die traditionelle Milpa-Kultur aus Mittelamerika, bei der Mais, Bohnen und Kürbis gemeinsam wachsen. Der Mais dient als Rankhilfe für die Bohnen, die wiederum Stickstoff im Boden binden und den Kürbis mit Nährstoffen versorgen. Der Kürbis breitet seine großen Blätter am Boden aus und unterdrückt Unkraut. Eine effektive und ästhetisch ansprechende Kombination.
Sortenwahl: Die richtige Sortenwahl hängt vom verfügbaren Platz und den gewünschten Verwendungszwecken ab. In kleinen Gärten oder Hochbeeten bieten sich kompakte Sorten wie 'Hokkaido' oder 'Bush Delicata' an. Für große Flächen oder den Anbau auf dem Komposthaufen eignen sich stark rankende Sorten wie 'Muskat de Provence' oder 'Roter Zentner‘. Wer Balkon oder Terrasse als Garten nutzt, kann sogar rankende Sorten im großen Kübel kultivieren – mit Rankhilfe oder hängend über Geländer. Wichtig sind ein sonniger Standort, regelmäßige Düngung und ausreichend große Gefäße (mindestens 30 Liter Volumen). Rankende Sorten wie 'Tromboncino' lassen sich entlang eines Spaliers oder Geländers führen. Achte auf eine gute Wasserführung, da Töpfe schneller austrocknen – eine Mulchschicht kann hier ebenfalls helfen.
Ernte & Lagerung: Die Erntezeit beginnt, je nach Sorte, ab Ende August und reicht bis in den späten Oktober. Reife Kürbisse erkennt man am verholzten, trockenen Stielansatz und einer harten Schale, die sich nicht mehr eindrücken lässt. Klopft man auf die Frucht, sollte sie hohl klingen. Wichtig ist, die Früchte mit einem kurzen Stielstück zu ernten – das verlängert die Lagerfähigkeit.
Nach der Ernte sollten die Kürbisse noch ein paar Tage bei 20–25 °C auf dem Beet nachtrocknen, um ihre Lagerfähigkeit zu verbessern. Kühl, trocken und gut belüftet gelagert halten sich Sorten wie 'Butternut', 'Muskatkürbis' oder 'Marina di Chioggia' mehrere Monate – oft bis in den Februar oder März hinein. So bleibt die Versorgung mit eigenem Gemüse auch im Winter gesichert.
Fazit: Kürbisse als Alleskönner im Gartenjahr
Kürbisse sind nicht nur dekorativ und lecker, sondern auch ein Statement für Vielfalt, Nachhaltigkeit und Eigenversorgung. Wer sich auf die reiche Sortenwelt einlässt, wird belohnt – mit bunten Früchten, kulinarischen Genüssen und einem Stück Unabhängigkeit.
Gerade alte Sorten verdienen einen festen Platz im Garten. Sie tragen nicht nur Geschichten in sich, sondern begeistern mit außergewöhnlichen Aromen und Formen. Außerdem unterstützen die Biodiversität im Gartenbeet. Ob als Dekoration, Nahrung oder Saatgutquelle – der Kürbis hat in jedem Selbstversorgergarten seinen festen Platz verdient.
Lass dich inspirieren und entdecke deine persönlichen Lieblingssorten – denn der nächste Herbst kommt bestimmt.